DONAU RHAPSODY
Kulinarische Entdeckungsreise entlang der Donau
Die achttägige Reise von der Dreiflüssestadt Passau zur prunkvollen ungarischen Hauptstadt und wieder zurück lässt Gäste entspannt durch die Jahrtausende gleiten. In den vier Donau-Anrainerstaaten Deutschland, Österreich, Ungarn und der Slowakei taucht man in die fesselnde Kulturgeschichte Europas ein - und begiebt sich auf eine wahre Genussfahrt. mit authentischen Aromen. Ob bei einem Glas Grüner Veltliner mit Blick auf die Weinberge, einem ungarischen Abendessen in Budapest oder einer Kaffeepause in einem Wiener Traditionscafé – jede Station bietet ihren eigenen Geschmack von Geschichte und Lebensfreude.
Wie flüssiges Silber glänzt die Donau, als die AMADEUS Amara am Nachmittag in Passau ablegt. Hinter uns verblassen die farbenfrohen Fassaden und die majestätischen Türme des St.-Stephans-Doms, Wahrzeichen der Dreiflüssestadt. Vor uns liegt eine Reise, die nicht nur Auen, Hügel, Felder und Wälder, stolze Städte und schmucke Dörfer durchquert, sondern auch süße und herzhafte Versuchungen bereithält – kulinarische Kostbarkeiten, die sich wie Perlen entlang des Flussufers reihen.
Besonders eindrucksvoll zeigt sich die Donau im malerischen Donauknie bei Visegrád und in der niederösterreichischen Wachau – jener einzigartigen Kulturlandschaft zwischen Melk und Krems, wo Weinberge, Obstgärten und barocke Klöster im goldenen Licht miteinander verschmelzen.






Goldene Marillen von Dürnstein
Sante Nebelschwaden liegen über der wunderbaren österreichischen Region der Wachau. Wie die Sonne durch den Dunst bricht, verwandelt sich das Tal in ein buntes Gemälde. Dürnstein, mit seinem blauen Kirchturm, rückt ins Blickfeld. Rund um das liebenswerte 300-Seelen-Dorf wächst ein Schatz der Region: die Marille. Vor den kleinen Läden in der Hauptgasse türmen sich Körbe voller Aprikosen, deren Duft so intensiv ist, dass er wie ein Versprechen in der Luft hängt. Die wohlschmeckenden Früchte werden zu Marmeladen, Kompott oder Chutneys verarbeitet, sind das saftige Herz leckerer Schokoladespezialitäten und sind das hochprozentige Herz eleganter Likörs und Schnäpse. Aus der offenen Türe einer Bäckerei riecht es derart einladend, dass ich wie magisch angezogen hineingehe und mich sofort für einen Marillenknödel entscheide. Noch dampfend, die Frucht süss-säuerlich, eingehüllt in flaumigen Teig und Brösel, schmeckt die Spezialität himmlisch. Es ist ein Geschmack, der die warmen Sommertage einfängt und auf den Teller bringt.
Aber nicht nur die Marillen sind typisch für Dürnstein, der grossenteils handwerklich betriebene Weinbau ist es ebenso. In einem gemütlichen Weinkeller verkosten wir spritzigen Riesling und knackige Grüne Veltliner, die goldgelb leuchtend einen wunderbar frischen Eindruck der lokalen Weinproduktion vermitteln. Der Etappenhalt in Dürnstein ist der genussreiche Auftakt einer kulinarischen Entdeckungsreise entlang der Donau.
Wiener Kaffeehauszauber
Nachdem wir den wohl schönsten Abschnitt unserer Flussreise – die Durchquerung der Wachau – genossen haben, zeigt sich schon bald die Silhouette Wiens am Horizont. Majestätisch und selbstbewusst zugleich erheben sich unzählige Kuppeln, Paläste und die reich dekorierten Fassaden prachtvoller Jugendstilhäuser.
Auch im 21. Jahrhundert schlägt das Herz Wiens noch immer im Kaffeehaus. Im gedämpften Licht, zwischen hohen Spiegeln und dem Klang von feinstem Porzellan, serviert der Kellner eine Sachertorte zum Verlängerten. Unter der wie Lack glänzenden dunklen Schokolade verbirgt sich eine Schicht Marillenmarmelade, ein süsser Gruss aus der Wachau. Ein Bissen und die Torte erzählt freimütig von der Opulenz wienerischer Eleganz und dem ewigen Spiel von Bitterkeit und Süsse.
Die Wiener Kaffeehauskultur ist seit Jahrhunderten der Herzschlag der österreichischen Hauptstadt. Sie geht weit über die Tradition des Kaffeetrinkens hinaus und ist ein Stück gelebter Kultur. In den eleganten mit Marmortischen und Kristalllustern ausgestatteten Kaffeehäusern treffen sich Besucher, Literaten, Künstler und Politiker. Als entschleunigte Gegenwelt zum hektischen Alltag darf man im Kaffeehaus stundenlang Zeitung lesen, diskutieren oder einfach das bunte Treiben auf sich wirken lassen.
Kulinarisch hat Wien jedoch weit mehr zu bieten als Melange, Einspänner und süsse Versuchungen. Typische Mehlspeisen wie Apfelstrudel oder Kaiserschmarrn sind fester Bestandteil der Genusskultur und werden überall aufgetischt. Auch die herzhafte Küche prägt die Stadt: Wiener Schnitzel, Tafelspitz und Gulasch sind kulinarische Klassiker, welche weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt sind.
Diese einzigartige Verbindung aus Kaffeehauskultur und vielfältiger Gastronomie macht Wien zu einer Genussmetropole, in der Kulinarik und entspannte Lebensart untrennbar miteinander verschmelzen.






Die Markthallen von Budapest
Die Donau mag Budapest in zwei Hälften teilen, aber in den Markthallen der Stadt vereint sich alles: Gerüche, Farben, Stimmen und ein scheinbar unendliches Angebot an Lebensmitteln aller Art. Hier türmen sich Gläser mit eingelegtem Gemüse, auf Blechen dampfen Strudel und vom Stand gegenüber zieht der unwiderstehliche Duft von Kürtőskalács herüber. Baumstriezel sind goldbraun und knusprig gebacken und reichlich mit Zimt und Zucker bestreut. Beim ersten Biss zerfällt der Teig butterweich, während der Zucker knirscht. Um mich herum schieben sich Menschenmengen durch die Hallen, lachen, probieren und feilschen.
Budapests Markthallen sind mehr als blosse Einkaufsorte, sie sind lebendige Bühnen ungarischer Esskultur. Allen voran die Grosse Markthalle am Ende der Freiheitsbrücke: durch das Gewölbe des imposanten Jugendstilgebäudes ziehen unwiderstehlich die Düfte von frischem Gemüse, reifen Früchten, würziger Salami und unzähligen Paprikasorten. Zwischen reichgefüllten Ständen mit Tokajer-Wein, Honigprodukten und eingelegtem Gemüse mischen sich Feinschmecker, Einheimische und Reisende aus aller Welt. Wer hier schlendert, entdeckt nicht nur Zutaten, sondern Geschichten – von der bäuerlichen Tradition bis zur kaiserlich-königlichen Vergangenheit Ungarns. Markthallen verbinden Vergangenheit und Zukunft. Sie sind ein Ort, an denen die kulinarische Seele Ungarns authentisch und doch stets im Wandel ist.
Ein weiteres Herzstück Budapests ist die ungarische Küche. Sie ist deftig, aromatisch und unverwechselbar. Paprika in allen Nuancen prägen Gulyás (Gulaschsuppe), Pörkölt (Fleischragout) oder Halászlé (Fischsuppe). Auf den Marktgalerien brutzelt Lángos, das frittierte Fladenbrot mit Sauerrahm, Knoblauch und Käse – ein Streetfood mit Kultstatus. Und wer Süsses sucht, stösst auf Klassiker wie die Dobostorte mit knuspriger Karamellkruste oder luftiges Somlói Galuska (klassisches Schichtdessert aus Biskuit, Schokolade, Rum und Sahne).
Doch neben Tradition zeigt sich auch Erneuerung. Junge Gastronomen experimentieren mit alten Rezepten, reduzieren die Schwere, setzen auf regionale Produkte und verleihen der Küche so eine überraschend frische Leichtigkeit.
Traditionsreiche Weinregion Rača
Rača ist ein traditionsreicher Weinort vor den Toren Bratislavas. Der Besuch auf dem Weingut Terroir Rača ist wie eine Zeitreise in die Welt des slowakischen Weinbaus. Schon bei der Begrüssung durch Winzer Ivan Vrana spürt man seine enge Verbindung zu seinem Handwerk: mit Enthusiasmus und Berufsstolz zeigt er Besuchern seine Rebanlagen an den sanften Hügeln oberhalb des Stadtrandes. An den dicht gepflanzten Rebstöcken glänzen die heranreifenden Beeren im spätsommerlichen Sonnenlicht.
Wir starten mit einem Rundgang durch die Weingärten, wo uns der Winzer die Besonderheiten der Region erklärt. Rača ist vor allem für seinen Frankovka-Modry bekannt, ein Blaufränkisch, der hier dank idealer Bedingungen bestens gedeiht. Zwischen den Reihen erfahren wir mehr über die Böden, die Pflege der Reben und den Zyklus des Weinjahres. Der Winzer erzählt mit Leidenschaft über die Arbeit im Rebberg und im Keller.
Nach dem Spaziergang geht es zum eigentlichen Weingut, in dessen Innenhof alte Steinmauern eine schöne Umgebung schaffen. In stimmungsvoller Atmosphäre verkosten wir diverse Weine: frische Weissweine, elegante Rosés und natürlich den kräftigen, rubinroten Frankovka. Jeder Schluck erzählt von der Region, von Tradition und moderner Handwerkskunst zugleich. Begleitet wird die Degustation von kleinen regionalen Spezialitäten, welche die aromatische Palette von Ivan’s Weinen abrunden.
Der Ausflug endet mit einem Blick über die Rebberge zurück auf die Silhouette Bratislavas – eine faszinierende Verbindung von Stadt und Natur. Das dörfliche Rača zeigt eindrücklich, dass man nur wenige Kilometer vom urbanen Zentrum der slowakischen Hauptstadt entfernt eine traditionsreiche Weinwelt entdecken kann, die mit Gastfreundschaft, Authentizität und hochstehenden Weinen überzeugt.






Mehr als nur Linzertorte
Obwohl sie nach Wien und Graz die drittgrösste Stadt ist, empfängt die oberösterreichische Landeshauptstadt Linz Reisende mit offenen Armen. Auf der Rückfahrt nach Passau wirkt die schmucke Donau-Stadt weniger prunkvoll als Wien und entspannter als Budapest.
Seit einigen Jahren verändert sich Linz von einer Industrie- zur Kulturmetropole, die aber auch kulinarisch überrascht und überzeugt. Das essbare Wahrzeichen ist selbstverständlich die berühmte Linzertorte. Mit ihrem gewürzten Nuss-Mürbteig, der fruchtigen Ribiselmarmelade (rote Johannisbeeren) und dem charakteristischen Gittermuster gilt der einzigartige Kuchen als ältestes Tortenrezept der Welt. In Traditionskonditoreien wird sie nach jahrhundertealten Rezepturen gebacken, während junge Pâtissiers sich mit kecken Neuinterpretationen gegenseitig überbieten.
Doch die kulinarische Landkarte von Linz reicht weit über die berühmte Süssspeise hinaus. In traditionellen Gasthäusern dominiert österreichische Wirtshausküche: Schweinsbraten mit knuspriger Kruste, Knödel in allen Variationen oder kräftige Eintöpfe, die Bodenständigkeit und ehrlichen Geschmack vermitteln. Aus umliegenden Regionen bereichern Wild, Fisch aus klaren Seen, aromatische Früchte und frisches Gemüse die Speisekarten. Wer etwas Zeit zur Verfügung hat, besucht mit dem Südbahnhofmarkt den grössten Grünmarkt Oberösterreichs. Hier zeigt sich die Vielfalt und das saisonale Angebot lokaler Erzeugnisse besonders eindrucksvoll.
Linz ist traditionell, blickt aber gleichzeitig selbstbewusst nach vorn und in die Zukunft. Junge Küchenbrigaden experimentieren mit internationalen Einflüssen, spielen mit Texturen, Gewürzen und Kombinationen und machen die Stadt so zum spannenden Schauplatz einer zeitgemässen Gastronomie.
Der süsse Faden der Donau
Als das Schiff am Samstagmorgen wieder in Passau einläuft, hallt die Flussreise nach wie eine klangvolle musikalische Komposition. Die Donau hat uns nicht nur durch Deutschland, Österreich, Ungarn und die Slowakei geführt, sie hat auch Geschmackswelten eröffnet. Hier die goldenen Früchte von Dürnstein und die elegante Kaffeehaus-Kultur Wiens, da der Überfluss der Märkte Budapests, die Vertrautheit der berühmten Linzer Torte und wie eine Krönung ein Einblick in die überraschend hochstehende Weinkultur vor den Toren Bratislavas. Die Flussreise ist so zur kulinarischen Symphonie geworden, deren süsse und schmackhafte Noten noch lange im Gedächtnis bleiben werden.
Autor / ©: Matthias Reimann


